Heimito von Doderer (1896–1966) zählt zu den bedeutendsten österreichischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Seine ersten literarischen Versuche entstanden während seiner Kriegsgefangenschaft in Russland. Der literarische Durchbruch gelang Doderer jedoch erst 1951 mit "Die Strudlhofstiege" – ein Roman, der in den Feuilletons gefeiert wurde und ihn sogar für den Nobelpreis ins Gespräch brachte. Sein Schreibstil wurde mit literarischen Größen wie Thomas Mann, Robert Musil, James Joyce und Marcel Proust verglichen. In der Nachkriegszeit genoss Doderer hohes Ansehen und bewegte sich in Wiener Künstlerkreisen. Er saß mit Helmut Qualtinger im Café Marietta oder mit der avantgardistischen „Wiener Gruppe“ im Café Hawelka und erfreute sich an seinem späten Ruhm.
Doch Doderers Leben und Werk sind auch von den dunklen Kapiteln des 20. Jahrhunderts geprägt. Von 1936 bis 1938 lebte er - als überzeugter Nationalsozialist - in Dachau. Später distanzierte er sich zwar von der NS-Ideologie, doch blieb seine Haltung oft widersprüchlich und beschönigend.
Der Vortrag beleuchtet Doderers literarische Meisterwerke und gewährt, insbesondere durch seine Tagebücher, tiefere Einblicke in seine komplexe Persönlichkeit.
Erkunden Sie das Leben und Werk eines bedeutenden, wenn auch umstrittenen Autors – und erleben Sie die fesselnde Verbindung zwischen Literatur, Zeitgeschichte und menschlicher Ambivalenz.